
Unser dritter Monat war sehr ruhig, also aus Sicht meiner Tochter. Im Haus selber war sehr viel los. In dieser Zeit sind bei uns sehr viele Dinge auf einmal zusammengekommen, die sich alle direkt oder indirekt auf den Alltag mit Baby ausgewirkt haben.
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Fange wir bei etwas was fast Jeden betreffen könnte an: Autos. Wir haben zwei Autos und leben so am Land, dass es sich leider mit nur einem nicht ausgeht. Auch nicht, wenn ich nicht arbeiten gehe. Mein Mann kann seine Arbeit öffentlich nicht erreichen, es gibt einfach keine Verbindung, außer er würde bei Wind und Wetter 30 Minuten vom Bus zu Fuß gehen. Diese Zeit braucht er mit dem Auto für die gesamte Strecke. Daher steht dass nicht zur Debatte. Ich komme in unserem Dorf zum Arzt, auf die Post, zu Bank, aber nicht zum Einkaufen. Das würde zwar gehen, aber es ist schon alleine zu Fuß oder mit dem Rad nicht nett durchs Industriegebiet zu fahren, mit Baby schon gar nicht. Dinge außerhalb des Lebensmittelsektors (also Gewand, Schuhe, Drogerie usw.) sind überhaupt nicht zu Fuß zu erreichen. Vom öffentlichen Verkehr will ich hier gar nicht anfangen. Das einzige was recht gut geht ist es, mit dem Zug Richtung Hauptstadt zu fahren… Daher also zwei Autos. Und nun zu unserem Problem. Mein altes Auto war sehr klein. Ein Opel Agila, falls der euch ein Begriff ist. Absolut ausreichend wenn man damit nur alleine von A nach B will, für eine Familie mit Baby, die Kinderwagen usw. mit nehmen möchte, absolut unbrauchbar. Also habe ich mit meinem Mann getauscht. Der besitzt einen Citroën C4 Cactus, was schon eher geht, auch wenn das Einladen des Kofferraums mehr als nur schwierig ist. Und damit hat sich ein Problem ergeben, dass ich vorher nicht bedacht hatte. Mein alter Opel war für meinen Mann nicht zum Fahren. Zum einen ist er sehr klein und unbequem, was mich, mit nicht mal 1,60m Körpergröße, nicht gestört hat. Er mit seinen 1,80 hat aber schlicht und ergreifend keinen Platz gehabt. Und zum anderen war der Benzinverbrauch auf der Strecke unglaublich. Stadtautos sind auf Überlandetappen halt nicht sehr sparsam… Lange Rede kurzer Sinn, ein neues Auto musste her. Mein Mann ist ein ziemlicher Autofan und schaut ohnehin immer was es gerade so am Markt gibt. Damit war die Suche relativ schnell erledigt. Ein BMW der 5er-Serie ist es geworden. Ich war nicht wirklich überzeugt. Wir sind dann allerdings ein paar Monate später das erste Mal damit auf Urlaub gefahren und seither liebe ich dieses Auto. Der Kofferraum schluckt neben dem Kinderwagen auch noch drei Reisetaschen easy und die Rückbank ist so bequem, dass ich auch 3 Stunden Autofahrt nicht störend fand. Meine Tochter sitzt im BMW hinten, da man den Airbag nicht deaktivieren kann. Das ist wichtig, da es im verkehrten Kindersitz sonst lebensgefährlich werden kann. Daher sitze ich mit ihr Hinten, damit sie immer einen von uns sehen kann. Bei mir im Auto sitzt sie vorne, da kann man den Airbag nämlich abschalten. Sobald sie einen größeren Kindersitz hat, der dann in Fahrtrichtung ist, wird sie nur noch hinten sitzen, denn dann kann sie uns ja trotzdem sehen.
Zweites Thema war etwas Unerwartetes. Unsere Waschmaschine ist ein gegangen. Nicht ganz fünf Jahre hat sie gehalten, war allerdings recht günstig in der Anschaffung. Ich nehme an, dass ihr die plötzlich erhebliche Mehrbelastung durch Stoffwindeln und Babygewand einfach zu viel geworden ist. Wir hatten jedoch einen Garantiverlängerung, die sich tatsächlich noch ausgegangen ist… nur leider war das ganze komplett für die Fisch´. Denn die Garantiverlängerung zahlt nur im ersten Jahr dem kompletten Betrag, ab dann wird es mit jedem Jahr weniger. Im fünften Jahr, wie bei uns, waren es noch 40€ die wir bekommen haben. Das war ziemlich genau das, was uns die Verlängerung gekostet hat. Daher kann ich nur raten: solltet ihr euch bei einer großen Elektrofachhandelkette in Österreich ein Elektrogerät kaufen, lasst die Garantiverlängerung weg. Innerhalb der ersten zwei Jahre müssen sie sowieso zahlen, und ab dann bringt die Verlängerung auch nichts mehr.
Unabhängig davon stand ich dann aber ohne Waschmaschine da. Mit einem Baby dass Stoffwindel trägt und gefühlt unendliche Mengen Schmutzwäsche produziert. Die Wäschemenge hatte ich im Vorfeld definitiv unterschätzt. So ein Baby braucht ziemlich viel Wäsche. Neben dem täglichen Gewand, das meistens eher zwei bis drei Garnituren waren, zumindest in den ersten Monaten, kamen auch noch Spuckwindeln, Bettwäsche, Decken auf denen sie tagsüber lag… und bei uns eben auch Windeln und Waschschlappen zum Abwischen (da ich mein Kind nicht mit Stoff wickeln und dann Feuchttücher zum Saubermachen nehme, die ich dann ja erst recht entsorgen muss). Alles in Allem habe ich zu dieser Zeit meist jeden zweiten, teilweiße jeden Tag gewaschen. Und dann steht man plötzlich ohne Waschmaschine da, ein Albtraum. Ich hatte noch Glück, meine Schwiegereltern wohnen nur 10 Autominuten entfernt, ich habe also unsere Wäsche bei ihnen gewaschen. Da wären wir wieder beim Auto… Man stelle sich das ganze ohne Auto vor. Mit dem Zug jeden zweiten Tag mit der gesamten Wäsche… nicht so unbedingt mein Fall. Das war auch schon mit einem Auto interessant genug. Schließlich musste meine Tochter ja jede Fahrt mit kommen. Also sie in den Kindersitz, Wäsche in den Wäschekorb und dann… stand ich vor dem Problem definitiv mal wieder ein paar Arme zu wenig zu haben. Oktopus müsste man sein, wenn man Kinder hat. Auf gewisse Weise war es da gut, dass meine Tochter noch sehr unbeweglich war. Ich habe sie einfach in ihr Bettchen gelegt und dann die Wäsche in ins Auto getragen. Oder sie im Autositz mal kurz im Vorzimmer stehen gelassen. In vielleicht zwei Minuten und in gesicherter Umgebung passiert ihr alleine da auch nichts. Es war aber gerade die ersten zwei, drei Mal eine ziemliche Überwindung. Durch das ganze wurde ich aber auch besser im Einteilen der Dinge. Ich habe besser gelernt wie lange ich mit welchem Teil auskam, ohne es unbedingt Waschen zu müssen. Und vor allem wusste ich: es muss eine größere Waschmaschine her. Wir haben also in die 8kg Trommel, statt 6kg, investiert. Und ich bin nach wie vor restlos überzeugt. Natürlich wird der Tag kommen, da ich die große Trommel verfluche, aber bis die Kinder aus dem Haus sind, bin ich ganz froh, nicht mehr jeden Tag waschen zu müssen.
Das dritte Ereignis war dann schon vorhersehbar, und von mir auch herbei gesehnt. Da muss ich allerdings etwas weiter ausholen. Ich habe ein Pferd, eigentlich ein Pony. Das habe ich mir nach dem Schulabschluss gekauft, und er war lange Zeit mein Ein und Alles. Für mich stand er immer an erster Stelle. Da bin ich eher nicht auf Urlaub gefahren, als dass er hätte kürzer treten müssen. Mein Mann ist als Teenager auch geritten und hat mit mir dann, nach Jahren der Pause, wieder angefangen. Auch er hat sich mittlerweile ein eigenes Pferd gekauft. Während der Schwangerschaft bin ich solange es ging noch selbst geritten. Im fünften Monat wurde der Bauch dann so störend, dass es nicht mehr ging. Dann habe ich ihn nach Möglichkeit vom Boden aus beschäftigt. Ein paar Mal sind Freunde ihn geritten, aber alles im allem haben ich es alleine geschafft. Er ist nicht mehr der Jüngste und muss als Freizeitpferd auch nichts Großartiges leisten, daher sind ein paar Wochen Trainingsausfall noch nicht das Problem. Unsere Pferde stehen im Offenstall und können sich den ganzen Tag nach Lust und Laune bewegen und mit Artgenossen interagieren. Daher ist auch hier für Abwechslung gesorgt. Nach der Geburt war ich die ersten Wochen nicht im Stall. Zum einen war ich zu Anfangs Körperlich nicht so fit, dass ich es mir zugetraut hätte. Zum anderen war auch immer die Frage: was mach ich mit meiner Tochter. An sich ist mein erster Gedanke immer: ab zum Vater. Auch Väter sollen und müssen Zeit alleine mit ihren Kindern verbringen. Nur so wird sich eine stabile Beziehung aufbauen. Das alleine muss ja nicht Wörtlich genommen werden. Aber es schadet allen nicht, wenn auch mal der andere für die Kinder zuständig ist. Das gilt natürlich auch in dem Fall, dass die Mutter arbeitet und der Vater zu Hause ist, oder in allen möglichen anderen Konstellationen (zwei Väter, zwei Mütter usw.) Ich bin immer dafür, dass nach Möglichkeit beide Elternteile so viel Zeit wie möglich und gerne auch alleine mit ihren Kindern verbringen. Dabei lernen alle Beteiligten etwas. Die Kinder, weil sie erleben dass es auch ohne Mama/Papa geht. Und natürlich auch die Väter (oder Mütter), dass sie es auch können. Aber da der ja auch ein Pferd zu versorgen hatte, viel das weg. Also musste einen neue Idee her. Und so nahmen wir, sobald es das Wetter und die Pandemie zuließen (Kontaktbeschränkungen sind da wirklich nicht hilfreich…. Fällt die Pflege eines Pferdes eigentlich unter Pflege enger Angehöriger?) die Schwiegereltern in den Stall mit. Jetzt kam uns wieder zu Gute, dass meine Tochter den Kinderwagen gut annahm. Sie lag also im Kinderwagen, wurde von den Großeltern spazieren geschoben und wir konnten uns um unsere Vierbeiner kümmern. Für alle von euch, die auch ein zeitintensives Hobby haben, womöglich auch Reiten: es geht auch mit Kind. Wenn auch mit einem gewissen logistischen Aufwand. Sollte der Partner zeitlich oder aus anderen Gründen, zum Beispiel weil er eben das gleiche Hobby teilt, keine Option sein, so müssen dann halt Andere herhalten. Großeltern bieten sich da meistens sehr gut an. Auch andere Familienangehörige oder Freunde können gut einspringen. Gerade am Anfang hatten wir dann einfach alle mit im Stall. Das ist zwar auch umständlich, aber schränkt einen zeitlich weniger ein, da man nicht so sehr auf Stillzeiten achten musste. Ich habe sie oft dann direkt im Stall oder im Auto gestillt.
Die letze große Veränderung in diesem Monat war, dass mein Mann seinen Zweitjob wieder aufgenommen hat. Er arbeiten neben seinem Vollzeitjob bei einem Landmaschinenhersteller auch noch ca. 30h/Monat in einem Jugendzentrum. Dort habe ich auch eine Geringfügigenstelle, war zu diesem Zeitpunkt jedoch noch in Karenz. Damit ergab es sich, dass er ein bis zwei Mal pro Woche erst zwischen 9 und 10uhr am Abend nach Hause kam. Das verändert natürlich einiges. Zum Einem war ich dadurch noch länger mit unserer Tochter alleine, zum Anderen musste ich an diesen Tagen kochen. Ich koche nicht sehr gut und kann auch nur einige wenige Gerichte. Wenn es nicht gerade etwas mit Teig ist, backen tu ich gerne und auch recht gut, so kann es schon mal sein, dass die Küche eher einem Schachtfeld gleicht, und das Essen auch ungefähr so schmeckt. Aber man kann ja alles lernen… und ich werde besser. Nur leider hat das Ganze noch einen weiteren Nachteil: ich musste nicht nur kochen, sondern auch zeitgleich meine Tochter bespaßen, nach Möglichkeit hinterher alles aufräumen und wenn es irgendwie ging auch duschen und ins Bett gehen. Zu dieser Zeit bin ich teilweiße um neun Uhr mit meiner Tochter gemeinsam schlafen gegangen. Nicht unbedingt weil sie so schlecht geschlafen hätte, das kam dann erst später, sondern weil ich so fertig war. Den ganzen Tag mit Baby und ständig damit beschäftigt auf alles zu achten und zu planen hat mich zu dieser Zeit sehr stark gefordert. Ich hatte eigentlich immer das Gefühl aufmerksam sein zu müssen und konnte unter tags überhaupt nicht abschalten. Daher war ich umso müder am Abend. Wenn ich es nach Kochen und Kind versorgen geschafft hatte sie auch ins Bett zu bekommen, war ich meistens gefühlt nur mit der Hälfte aller Dinge fertig… Zusätzlich hatten wir zu dieser Zeit kein Babyphone. Da wir nur eine zwei Zimmerwohnung haben und ich sie von fast überall aus hören kann, war mir das damals einfach nicht wichtig. Nur eines ging so nicht: Duschen. Überhaupt ist Körperpflege mit Baby so eine Sache. Sie schreit noch heute verlässlich dann, wenn ich auf Klo gehen möchte. Duschen oder gar Haare waschen kann ich ohne Babysitter vergessen. Ich dusche schon immer abends, was mir in diesem Fall sogar entgegen kam, da meistens mein Mann auf das Baby schaut. Oder ich halt erst gehen, wenn sie schon schläft. Wenn das nicht allzu spät ist.
Fazit über das dritte Monat: das Baby war ein Sonnenschein… Wie ich heute weiß hat sie Kraft gesammelt um die nächsten Monate so richtig aufzudrehen. Dafür habe ich die Zeit genutzt um mich im Mamadasein einzurichten. Egal wie viel ich in der Schwangerschaft geplant und vorbereitet habe, es kam dann doch immer anders. Ich hatte weder mit einem neuen Auto, noch einer Waschmaschine gerechnet. Dass mich der Zweitjob meines Mannes so stressen würde, habe ich genau so wenig vorher gesehen, wie die Probleme beim Betreuen meines Pferdes. Aber man wächst mit seinen Aufgaben und wo ein Wille, da auch ein Weg. Daher Kopf hoch, wenn es euch mal überschwemmt mit allem. Tretet einen Schritt zurück, holt tief Luft und dann fangt an. Scheut euch nicht um Hilfe zu bitten. Ohne Großeltern käme ich bis heute nicht aufs Pferd. Aber am Ende des Tages ist es wichtig, dass ihr genau so Glücklich seid wie euer Baby. Denn nur dann könnt ihr diese Zeit wirklich genießen.