Schlafen, die Erste

Wie, wann und wo Babys schlafen ist eines der absoluten Dauerthemen der ersten Lebensmonate,  und auch noch in den ersten Jahren ein stetiger Begleiter. Kein Wunder, ist erholsamer Schlaf doch nicht nur fürs Baby, sonder auch für die Eltern essentiell um gut, gesund und fit durch den Tag zu kommen. 

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Ganz allgemein: Babys brauchen mehr Schlaf als Erwachsene. Nach der Geburt bis zu 17 Stunden am Tag (also von 24h). Im Laufe des ersten Lebensjahres reduziert sich das auf ca. 12h, bei manchen schneller, bei anderen langsamer. Zu Anfangs sind die Wachphasen kurz, werden mit der Zeit länger, und auch die Schlafphasen konzentrieren sich im Laufe der Zeit auf eine Lange, wenn möglich in der Nacht, und kürzen Phasen am Tag. Das alles geschieht jedoch nicht auf Knopfdruck und leider nicht so schnell wie uns Eltern das meistens lieb wäre.


Meine Tochter hat bereits in den ersten Wochen begonnen ihre längste durchgehende Schlafphase in der Nacht zu haben. Meist zwischen 22 Uhr und ca. 4 Uhr. Das war sehr angenehm, da ich damit zumindest zu einigen Stunden zusammenhängenden Schlaf gekommen bin. Schlaf ist nämlich nicht gleich Schlaf. Um wirklich ausgeschlafen zu sein, braucht der Körper eine gewisse Mindestdauer, er muss nämlich alle Schlafphasen durchmachen, am besten mehrmals. Nur dann fühlen wir uns wirklich erholt. Einige Zeit kommt der Körper auch damit zurecht, zu wenig Schlaf zu bekommen. Auf Dauer mindert es jedoch nicht nur unsere Leistung, es kann auch bleibende Schäden verursachen.


Das gilt natürlich bei Erwachsenen, aber auch bei Kindern. Je länger ein Kind nicht schläft, um so schwere wird es sich tun, in den Schlaf zu finden. Der Körper ist bereits so überreizt, dass Abschalten immer schwerer wird. Das ist dann der Moment wo sie überdreht werden und erst recht nicht ins Bett wollen. Leider ist diesen Punkt zu merken gar nicht so einfach.


Neben ihrem, zugegeben guten, Nachtschlaf, hat meine Tochter die ersten Wochen sicher vier oder fünf Mal kurz unter Tags geschlafen. Ich habe sie da selbst entscheiden lassen. Wenn ich gemerkt habe, sie wird müde, hab ich sie am Arm in den Schlaf gewiegt, sie ein bisschen getragen, oder sie ist einfach so nach dem Stillen oder beim kuscheln eingeschlafen. Angeleitet zum Schlafen haben wir sie nur am Abend, damit ihr klar wird, dass man am Abend ins Bett geht.


Einschlafen ist, wie ich im Kapitel zum ersten Monat schon mal erwähnt habe, eine gar nicht so einfache Geschichte. Ihr habt doch sicher selbst auch schon oft gemerkt, gerade wenn ihr bewusst einschlafen wollt, dauert es manchmal umso länger. Einfach so abzuschalten und zu Schlafen, kann der Körper nämlich gar nicht so wirklich. Daher sind Einschlafsignale da sehr hilfreich. Dinge, die immer in einer bestimmten Reihenfolge vor dem Schlafengehen gemacht werden, signalisieren Körper und Gehirn, dass es Zeit wird zur Ruhe zu kommen. Im Grunde kann man fast alles zu so einem Signal machen, also solange es eher Ruhe verströmt, und nicht aufstachelt.


Wir haben als absolutes Hauptsignal eine Spieluhr. Ich bin kein großer Freund der meisten Spieluhrmelodien und auch das Design ist leider oft nicht gerade mein Fall. Am Ende habe ich mir auf Etsy eine Eulenspieluhr machen lassen, die das Titellied von Harry Potter spielt (ich bin ein absoluter Harry Potter Fan, eher schon Freak, muss ich ehrlich zugeben). Damit kann ich gut leben, und es beruhigt auch mich etwas.


Unsere Tochter schläft seit ihrer ersten Nacht im eigenen Bett. Ich bin ziemlich Paranoid, was den plötzlichen Kindstod anbelangt, und habe die Vorstellung sie bei uns im Bett zu haben und sie womöglich mit Polster, Decke oder mir selbst zu ersticken einfach schrecklich gefunden. Daher schläft sie auch in einem Schlafsack und hatte keine Kuscheltiere im Bett. Ich weiß, dass die Wahrscheinlichkeit eher gering ist, aber es war psychisch so einfacher für mich. Außerdem finde ich es auch nicht notwendig sie bei uns im Bett zu haben. Sie hat ihr Bett direkt neben meinem, ich kann sogar mit der Hand hinein greifen. Unsere Nähe war also immer gegeben. Natürlich nehme ich sie heraus, wenn sie weint, aber ich versuche sie immer, wenn sie sich beruhigt hat, wieder in ihr Bett zu bringen.


Unser Abendritual war die ersten Monate immer: Stillen, dann ins Bett legen, Spieluhr aufziehen (die durfte sie maximal drei Mal hören) und dann so lange warten, bis sie einschläft.


So viel zur Theorie. Die Wirklichkeit sieht dann natürlich etwas anders aus. Manchmal ist sie mir schon beim Stillen eingeschlafen, was ich eigentlich nicht wollte, da ich nicht wollte, dass Stillen alleine zum Schlafsignal wird. Meistens war sie auch nach dem dritten Mal Spieluhr noch wach und wir haben ziemlich lange gewartet, bis endlich Ruhe war. Manchmal war es so auch überhaupt nicht möglich. Dann hab ich sie auf den Arm genommen und in den Schlaf geschaukelt, später auch getragen.


Unter Tags war dieses Ritual zu Anfangs überhaupt sinnlos. Sie hat immer auf meinem Mann oder mir geschlafen und ist von jedem Versuch sie ins Bett zu legen wieder aufgewacht. Daher habe ich das aufgegeben und sie einfach auf mir schlafen lassen. Erst mit ca. 2 Monaten habe ich sie dann immer öfter neben mich auf die Couch legen können. Ins Bett ging auch zu dieser Zeit unter Tags nicht.


Was jedoch geholfen hat, war ein weiteres Einschlafsignal ein zu führen, eine Stofftier. Ein Stofftier für so einen Zweck muss zwei Kriterien erfülle: es sollte gut zum greifen sein und es wird nur zum Schlafen hergegeben. Schmußetücher eignen sich hier naturgemäß recht gut, bei größeren Kindern aber auch andere Dinge, solange sie gut gehalten werden können. Mein erster Versuch ging da leider schief, weil ich ihr das Stofftier zu wenig konsequent nach dem Aufwachen wieder abgenommen habe. Es ist noch heute eines ihrer Lieblingsspielzeuge und kommt fast überall hin mit, zum Einschlafen bekommt sie jedoch ein anderes. Sie hat unter Tags also immer zum Einschlafen dieses Stofftier in die Hand bekommen (natürlich auch am Abend, da habe ich es ihr allerdings nach dem Einschlafen vorsichtig wieder aus den Armen gezogen, wegen der Angst vorm Ersticken), und dann habe ich sie in den Schlaf gewiegt oder getragen.


Wir hatten auch ein Schlaflied, dass aber nur ich benutz habe, weil mein Mann nicht gerne Singt. Da ich leider überhaupt keine Schlaflieder kenne (und die meisten die ich kenne auch nicht mag) war es bei uns The Lion Sleeps Tonight, was ja auch irgendwie dazu passt. Ich habe da sogar extra den kompletten Text auswendig gelernt. Gerade tagsüber und wenn man unterwegs ist, ist so ein Ersatz für die Spieluhr sehr praktisch, wenn man das Baby mal ungeplant irgendwo ins Bett bekommen will. Als ich angefangen habe, sie auch öfter in der Trage zum Schlafen zu haben, um in dieser Zeit zu Bügeln oder Wäsche auf zu hänge, da war sie ca. 2 ½ Monate alt, habe ich öfter auf das Schlaflied zurückgegriffen. Außerdem war es immer eine gute Möglichkeit, wenn sie sich einfach nicht beruhigen wollte.


Mit etwas mehr als 3 Monaten hat meine Tochter begonnen auch unter Tags relativ feste Zeiten zum schlafen zu haben. Drei Mal am Tag, meist für ca. 1h. Das war ganz ok so, da ich um diese Zeiten herum planen konnte, und so etwas Struktur in den Alltag bekommen habe. Struktur hilft ungemein, auch beim Schlafen. Durch feste Abläufe lernt der Körper wann er besonders wach sein soll, und auch wann es eher Ruhezeiten gibt. Das hilft auch beim Erlernen des Tag-Nachtrhythmus. Babys kommen ohne ein Gefühl für Zeit oder Tag und Nacht auf die Welt. Durch einen immer wiederkehrenden Tagesablauf lernen sie aber, wann man aufsteht, wann gegessen wird, und wann Zeit zum Schlafen ist. Dabei hat jedes Baby seine eigenen Vorlieben. Meine Tochter hat gerne am Vormittag noch ein kleines Nickerchen gehalten, war dafür am Abend aber gerne etwas länger wach. Unser Versuch ihr mit ca. 4 Monaten wenigstens 20:30uhr schmackhaft zu machen, ist vollkommen gescheitert. Sie geht mehr oder weniger seit der Geburt um 21uhr schlafen. Dafür ist sie halt auch eher erst so ab 7uhr wach (also außer zum Stillen, da war sie zeitweiße auch vier oder fünf Mal wach, siehe auch: Zahne, die Erste).


Nicht nur ein geregelter Tagesablauft hilft Babys beim erlernen des Tag-Nacht Rhythmus, auch der Ablauf in der Nacht kann da unterstützen. Wir haben unsere Tochter von Anfang an nachts nach Stillen und Wickeln sofort wieder ins Bett verfrachtet. Auch wenn sie munter war und spielen wolle, habe ich sie am Arm gehabt und sie geschaukelt oder gekuschelt, nur nichts, was sie aufregen könnte. Damit wollte ich bezwecken, dass ihr möglichst schnell klar wird, dass nachts geschlafen wird, und spielen nur Tagsüber stattfindet. Im Großen und Ganzen hat das ganz gut funktioniert.


Mein Mann hat nachts gewickelt. Das war der Deal, da ich mit stillen ohnehin mehrmals Wach war und nicht auch noch dazwischen aufstehen wollte. Wenn ich aufgestanden bin, konnte ich noch schlechter wieder einschlafen und bin dann teilweise, bis sie das nächste Mal stillen wollte, wach gelegen. Daher haben wir uns nach einigen Wochen darauf geeinigt. Außer sie war erst so ab 5uhr früh zum Wickeln, da mein Mann um sechs Uhr aufstehen muss, und dann nicht mehr einschlafen kann. Zum Wickeln haben wir extra wenig Licht gemacht. Leider hatten wir keine echte Nachtlampe, am Ende haben wir eine Dekolampe dafür benutzt, die gerade so viel Licht macht, dass man sieht wo bei der Windel vorne und hinten ist. Das hat geholfen weder meiner Mann noch meine Tochter zu stark aus dem Nachmodus zu holen, und hat es allen Beteiligten vereinfacht, wieder einzuschlafen.


Als meine Tochter dann begonnen hat, mit ca. 5 Monaten, Nachts ihre Windel so nass zu machen, dass wir sie komplett umziehen musste (mitsamt Schlafanzug und Schlafsack) sind wir für die Nacht auf Wegwerfwindeln umgestiegen. Die saugen alles auf und wir konnten uns das Wickeln damit meist komplett sparen. Damit war das lästige Aufstehen erledigt und wir haben alle davon profitiert.


Natürlich helfen auch alle noch so guten Schlafrituale und strukturierten Tagesabläufe manchmal nicht. Manchmal bin ich einfach eine Stunde mit meiner Tochter am Arm herum gelaufen und sie hat dann vielleicht 10 Minuten geschlafen. Manchmal habe ich einfach aufgeben und es später noch mal probiert, oder meinen Mann geschickt, wenn er da war. Einen Zeit lang hat sie beim Einschlafen richtig gehend brüllen müssen. Ich nehme an, dass hatte etwas mit loslassen und Reizüberflutung zu tun. Nachdem ich gemerkt habe, dass sie das einfach braucht, habe ich das kurze schreien am Arm einfach abgewartet. Meist ist sie dann ganz friedlich eingeschlafen als wäre nie etwas gewesen. Erschreckt hat es mich trotzdem immer wieder.


Nach unserem ersten Urlaub hat sich eingeschlichen, dass sie auch abends am Arm einschlafen durfte. Es war im Urlaub einfach leichter, sie so ins Bett zu bekommen, und ich wollte nicht immer ewig warten, wenn es so für alle angenehmer war. Das hat dann auch eine Zeitlang recht gut funktioniert. Sie hat dann, nur kurz später, begonnen einmal weniger Tagsüber zu schlafen, also nur noch zwei Mal. Solche Umstellungsphasen sind immer mühsam. Sie war dann meist sehr schwer oder gar nicht ins Bett zu bekommen, und war dann tagelang unausgeschlafen und grantig. Erst wenn ich die neuen Rhythmen halbwegs wieder getroffen habe (also heraußen hatte, wann sie so müde war, dass sie gut einschlafen konnte, aber noch nicht zu müde, um überdreht zu sein) ist dann wieder Ruhe eingekehrt. Gerade daran wie schnell sie zu einer bestimmten Uhrzeit einschläft merke ich noch heute, ob ich den Richtigen Zeitpunkt getroffen habe. Nach dem Ablauf der gesamten Rituale (was mit Spieluhr, am Arm wiegen und teilweiße auch singen schon einig Zeit ist), geht es dann meist recht schnell. Ist sie dann noch eine halbe Stunde wach, war es der falsche Zeitpunkt.


Mit Einführen der Beikost haben sich bei uns auch der Schlaf und der Ablauf dabei geändert. Das erzähl ich euch dann bei nächsten Mal.

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