
Das zwölfte Monat war an sich ruhig, aber dann auch wieder nicht. Meine Tochter hat das Gehen gelernt und ich war nur noch am hinterherlaufen. Aber die neue weite Welt hat auch ihre Vorteile. Immerhin eröffnen sich neue Möglichkeiten der Beschäftigung. Wir waren viel unterwegs. Und dann stand ja auch noch ein Fest an.
Weiter
Nachdem meine Tochter im letzten Monat das Stehen für sich entdeckt hat, hat es nicht lange gedauert und sie hat auch ausprobiert etwas zu gehen. Zunächst meist ein paar Schritte an Regalen, Zäunen, oder was auch immer entlang. Besonders gerne hat sie dafür ihren Laufstall verwendet, also im wahrsten Sinne des Wortes eine Gehschule zu diesem Zeitpunkt. Ich war ehrlich gesagt erstaunt wie geschickt sie da war, selbst wenn sich die Türe bewegt hat oder sie zwischendurch über etwas drüber steigen musste. Mehr noch, als an etwas entlang gehen, schien sie aber frei gehen zu wollen. Das hat aber natürlich am Anfang noch nicht geklappt.
Wie ich schon öfter erwähnt habe, haben wir wenige Kästen abgeschlossen oder mit Kindersicherungen versehen. Gut so, weil wir sonst wohl dauernd neue Sicherungen kaufen müssten (und es ist nicht die Schuld des Kindes ;)). Meinte Tochter hat dadurch eine neues Lieblingsspiel entdeckt: Küchenladen ausräumen. Wie sie es geschafft hat, die doch recht schweren Laden aufzubekommen, ist mir nach wie vor ein Rätsel. Doch seither liegen bei uns immer Töpfe, Backformen, Frischhalteboxen, Teebeutel und was halt sonst so da ist in der Wohnung herum. Das Meiste davon stört mich nicht. Die Teebeutel sind etwas lästig und Keksausstecher sind ähnliche Stolperfallen wie Legosteine. Aber ansonsten gilt das Motto: was sie nicht umbringt kann sie haben.
Leider hat sie aber auch noch etwas anderes entdeckt, und das war weniger gut: die Waschmaschine. Wie bereits erwähnt liebt meine Tochter Wäschewaschen. Von klein auf hat sie mir beim Aufhängen zugesehen, später auch beim Befüllen der Waschmaschine, Bügeln usw. All das ist scheinbar extrem faszinierend für sie. Das wäre ja auch gar nicht weiter schlimm, bis zu dem Moment, als sie heraus gefunden hat, wie man die Waschmaschine bedient. Also natürlich nicht wirklich. Unsere Waschmaschine hat ein Bedienfeld und einen Drehregler. Mit dem Regler stellt man das Programm ein, mit dem Bedienfeld kann man zusätzlich Schleuderzahl, Wassertemperatur usw. einstellen. Solange sie läuft kann man am Bedienfeld nichts machen. Am Regler leider schon. Sie hat mir mehr als einmal die Waschmaschine wieder ausgeschaltet. Was super ist, wenn man dringen Windeln braucht (ihr erinnert euch: wir haben Stoffwindeln). Als sie zufällig es auch einmal geschafft hat, das Programm umzustellen, weil ich beim einschalten zu langsam war und sie begeistert auf „Start“ gedrückt hat, wusste ich: irgendwie müssen wir sie von der Waschmaschine wegbekommen. Kleiner Spoiler: wir haben bis heute keine Lösung gefunden. Ich versuche einfach schneller zu sein als sie und sie nie bei laufender Waschmaschine ins Bad zu lassen. Was besseres ist uns bisher nicht eingefallen. Wer mir auf Instagram folgt (Stringmum2020) weiß, dass sie die Waschmaschine mittlerweile auch schon selbst füllt und schließt. Alleine Einschalten klappt bisher nicht, aber was nicht ist kann ja noch werden.
Mein Mann arbeitet Montag bis Freitag von 7:30-16:30uhr. Er ist also unter der Woche nur abends zu Hause und daher verpasst er natürlich viele Dinge. Lustigerweise hat meine Tochter aber die Angewohnheit Entwicklungsschritte gerne mal so zu machen, dass er sie auch sehen kann. Schon das Krabbeln hat sie vermehrt am Abend geübt. Und auch die erste freie Schritte waren am Abend. Es freut mich immer, wenn ich weiß, dass er wenigsten manches auch so mit erleben kann. Ich versuche ihm möglichst alles wichtige zu filmen oder fotografieren, aber wirklich „dabei sein“ ist das natürlich nicht. Wenn ihr meinen Geburtsbericht gelesen habt, dann wisst ihr, dass er leider nicht bei der Geburt dabei sein konnte. Das trägt er immer noch mit sich herum und ist ziemlich traurig darüber. So versuche ich ihm zu so gut es geht das „Dabeisein“ bei allen anderen wichtigen Dingen zu ermöglichen. Ich habe das Privileg zu Hause sein zu können und immer alles mit zu erleben. Dafür bin ich ihm auf ewig dankbar.
In diesem Monat war das Wetter etwas wechselhaft. Am einen Tag hat es geschneit wie sonst was, am nächsten war es so warm, dass man sich überlegt hat ob man wirklich die Winterjacke braucht. Dieses Warm-Kalt hat bei meiner Tochter zu einem Schweißausschlag im Nacken geführt. Da ich kaum einschätzen konnte, wie warm es nun wirklich werden würde, habe ich ihr manchmal einfach zu viel angezogen. Ihr Teddybär-Overall war an manchen Tagen zu warm, dann wieder war ich froh ihn ihr angezogen zu haben. Es war mühsam. Der Ausschlag hat scheinbar sehr gejuckt und sie hat sich beim einschlafen so heftig gekratzt, dass sie geblutet hat. Daher bin ich schließlich zum Arzt gegangen. Der hat mir allerdings außer eine Salbe auch nicht weiter helfen können. Vorbeugend haben wir leider keine Lösung gefunden. Ich warte auf wärmere Zeiten, wenn ich ihr weniger anziehen kann und hoffe das wir den Sommer gut überstehen.
Wir haben zu dieser Zeit, nach Monaten, in denen Besuche mehr oder weniger unmöglich waren, endlich mal wieder Freunde getroffen. In diesem Fall ein befreundetes Pärchen, wo er ein Kindheitsfreund meines Mannes ist. Sie wohnen gut 1 ½ h von uns entfernt, aber wenn sie seine Mutter besuchen kommen, die nur 10 Minuten von uns weg wohnt, treffen wir uns meistens auch gleich. Durch die lange Zeit dazwischen war ich etwas unsicher wie meine Tochter reagieren würde. Sie hat an sich nie wirklich gefremdelt und ist eigentlich immer freundlich und aufgeschlossen allen Menschen gegenüber. Der Moment des Wiedersehens war dann recht lustig. Sie hat die Beiden angeschaut, als würde sie versuchen heraus zu finden, wo sie sie schon mal gesehen hat. Bis es dann scheinbar Klick gemacht hat und sie gar nicht mehr von ihren weg wollte. Lustigerweise liebt sie besonders die Mutter unseres Freundes heiß. Meine Tochter hat sie scheinbar als eine Art dritte Oma auserkoren und ist kaum noch wieder weg zu bekommen. Kaum sind wir bei ihr im Haus ist das Kind nicht mehr gesehen, weil sie nur noch hinter ihr herrennt. Ich finde es schön, weil ich sie auch sehr gerne habe und mir außerdem immer denke, dass es doch nett ist, wenn meine Tochter auch ihren Spaß hat, wenn wir wo anders zu Besuch sind.
Wie auch schon die letzten Monate haben wir kontinuierlich ihren Speiseplan erweitert. Nun auch zum ersten Mal mit nahezu normalen Mahlzeiten. Natürlich noch separat gekocht, ohne Zucker und Salz, aber es sah schon wie normales Essen aus. Als Breifrei-Kind isst meine Tochter alles mit den Händen. Da ist manchmal Nervenstärke gefragt. Eines ihrer ersten Gerichte war Curry, was im Nachhinein vielleicht nicht eine der schlauesten Ideen war. Sie hat es zwar begeister gegessen (außer das Fleisch, davon ist sie heute noch nicht überzeugt, sie mag die Fasern nicht, faschiert oder in Wurst isst sie gerne Fleisch), nur leider war das Curry nachher wirklich überall verteilt. Das Gelb habe ich nochh Wochen später aus der Wäsche gewaschen.
Seid einiger Zeit versuche ich mehr oder weniger erfolgreich etwas mehr Sport zu machen. Neben dem Reiten, zu dem wir leider viel zu wenig kommen, mache ich eigentlich kaum Sport. Ich bin zwar jeden Tag mit dem Kinderwagen draußen, aber von dem bisschen spazieren gehen (wir sind zwischen 1 und 2 Stunden draußen) wird man nicht wirklich fit. Im Sommer habe ich es daher einmal mit Yoga probiert, konnte mich zu dieser Zeit aber nicht wirklich damit anfreunden. Seit meine Tochter dann zu Weihnachten ihre ersten Zähne bekommen hat und kurz danach angefangen hat durchzuschlafen, bin ich nun wieder soweit ausgeruht am Tag, dass ich mich halbwegs zu etwas motivieren kann. Dieses Mal habe ich es mit Ballett versucht. Wenn die Kleine schläft mache ich jetzt ca. 30 Minuten Ballettübungen mit Aufwärmen und Dehnen. Wirklich viel geht sich da natürlich nicht aus, aber ich machen wenigsten irgendwas. Natürlich klappt das bei Weitem nicht jeden Tag, ich muss ja andere Dinge auch noch erledigen. Aber es ist etwas Zeit für mich und solange es mir Spaß macht und nicht zum Zwang wird, passt es mal so. Ich bin an sich niemand der Sport wegen der Figur macht. Ich mache Sport weil es sich gut anfühlt und weil ich mich bewegen will. Dinge wie Laufen gehen oder ins Fitnessstudio liegen mir überhaupt nicht. Da baue ich es lieber in den Alltag ein, fahre Strecken mit dem Rad, oder gehen eben viel zu Fuß. Dick war ich nie, eher schlank und lange zeit, auf Grund meiner Essproblematik, auch viel zu dünn. Daher bin ich immer eher der Meinung man sollte es nicht übertrieben.
Das Ende des zwölften Monats stand ganz im Zeichen des Geburtstages. Wie ihr wisst haben wir immer noch eine Pandemie, und die Fallzahlen haben wirkliche Feiern eigentlich verunmöglicht. Also hieß es, wie so oft, improvisieren. Solche Feiern sind für mich immer Stress, nun auch noch zwei (meine Eltern und die Schwiegereltern getrennt) zu organisieren fällt in die Kategorie: Alptraum. Aber was tut man nicht alles um alle Beteiligten glücklich zu machen. Vor allem das Kind. Ich werde euch in einem Sonderkapitel den Geburtstag genauer beschreiben. Schon alleine die Vorbereitungen waren etwas mühsam.
Zusammengefasst war das zwölfte Monat relativ unbeschwert, von den normalen Höhen und Tiefen mit mal schlechten Nächten oder herumgeworfenem Essen mal abgesehen. Und so schnell konnte ich gar nicht schauen, war das erste Jahr mit Baby auch schon herum. Wie viel sich im erste Jahr tut. Aus dem kleinen hilflosen Bündel wird ein Kind das selbständig herumläuft und ihren eigenen Charakter und Sturkopf hat. Ich bin immer wieder froh diesen Weg gegangen zu sein. Und ich freue mich auf viele Weiter spannende Jahre.