
Unser 14. Monat war sehr gemütlich. Zur Abwechslung hatten wir keine größeren Umbrüche oder Ereignisse, die uns über Tage beschäftigten. Auch gut, zumal so ein Alltag auch schon aufregend genug sein kann.
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Wie bereits im letzten Monat waren meine Tochter und ich sehr viel unterwegs. Wir haben den Park in unserer Nachbarschaft auswendig gelernt und gefühlt jedem Stein einmal „Hallo“ gesagt. Ich bin immer schon gerne spazieren gegangen. Als Teenager habe ich oft Stunden im Wald hinter dem Haus verbracht. Ich kannte alle Wege und bin auch schon mal zu Fuß in die Nachbargemeinde gegangen. Mit einem Kleinkind zu spazieren ist jedoch noch einmal eine ganz andere Sache. Zum Ersten ist alles viel langsamer. Wirklich so anzukommen sollte man sich eher nicht vornehmen, außer mal will eh erst zum Abendessen dort sein. Ich habe immer den Kinderwagen mitgehabt. Zum einen für den Hinweg (an der Straße habe ich sie zu dieser Zeit noch nicht alleine gehen lassen, auch weil sie noch nicht so gut an der Hand gegangen ist), zum anderen, weil ich sie dann zwischendurch ins Wagerl setzen konnte, wenn es ihr zu viel wurde. Solange das Wetter gut war, war das alles kein Problem. Und dann kam der Regen.
Bei uns war das Frühjahr sehr durchwachsen. Lange war es noch recht kalt, selbst wenn es mal für ein paar Tage sonnig war. Und zwischendurch hat das Wetter dann wieder komplett umgestellt. Wir hatten im April noch Schnee und es wurde auch nicht besser. Irgendwann war es zwar zu warm für Schnee, dafür hat es dann halt immer mal wieder aus heiterem Himmel geregnet. Und ist man dann nach dem Regen draußen gewesen, waren (no-na) da überall Lacken…
Meine Tochter ist eine Wasserratte. Sie liebt Baden (seit sie selbst Sitzen kann, davor war sie nicht so begeistert) und wo auch immer sie Wasser findet, muss sie auch schon drin sein. Daher war Spazieren gehen nach dem Regen eine Qual. Ich war nur damit beschäftigt sie aus den Lacken zu fischen. Irgendwann habe ich aufgegeben und eine Schlammhose (so eine Wasserdichte Gummi-Latzhose) gekauft. „Rosa war leider aus“, war da mein Motto, weil ich mal wieder die Wahl zwischen rosa und himmelblau hatte (es wurde himmelblau). Warum es sogar bei einer Schlammhose diese Farbgebung sein muss (bei einjährigen!!!) ist mir echt ein Rätzel. Natürlich haben wir auch Gummistiefel gekauft. Auch da hatte ich wieder die Wahl zwischen rosa Einhörnern und blauen Schuhen mit Roten Autos… wir haben die Autos genommen, allerdings auch, weil es die letzten in ihrer Größe waren. Das waren die ersten Schuhe, die ich für sie gekauft habe. Trotz des üblichen Farbwahnsinns (ich werde es echt nie begreifen), war ich so froh, überhaupt noch etwas bekommen zu haben. Und meine Tochter hat es geliebt. Endlich konnte sie sich nach Lust und Laune in Lacken setzen… Sehr lange hat das Ganze dann eh nicht gedauert, weil das Wetter endlich etwas besser wurde. Zumindest für eine Weile…
Bei uns im Ort gibt es einige Spielplätze und einen davon haben sie gerade ganz neu gestaltet und ausgebaut. Er hat jetzt viele Bereiche, immer abgestimmt auf das Alter und bietet sehr viele Möglichkeiten. Zwar ist er etwas weiter weg als unser Haus- und Hof-Spielplatz, aber alleine wegen der Schaukeln (dort haben sie echte Babyschaukeln, nicht nur Nestschaukeln) habe ich ihn mir natürlich angeschaut. Leider wurde er an einem Wochenende mit schlechtem Wetter eröffnet… Aber die Sonne kam ja wieder. Da der Spielplatz größer und auch etwas zentraler ist, hatte ich die Hoffnung hier nun endlich Kontakt zu anderen Müttern knüpfen zu können. Aber Fehlanzeige. Scheinbar habe ich ein ganz schlechtes Timing. Wenn ich da bin, ist nie jemand am Spielplatz, außer Kindergartengruppen und Schüler… Langsam habe ich mich damit abgefunden, dass meine Tochter ihre ersten Freunde wohl erst im Kindergarten treffen wird, das ist aber noch über ein Jahr bis dahin…
Nachdem wir langsam angefangen haben sie immer öfter auch unser Essen probieren zu lassen, hat meine Tochter angefangen es auch einzufordern. Sie wollte ihre Sachen nicht mehr essen und lieber das haben, was bei uns am Teller lag. Beim Frühstück oder Mittagsessen war es ihr noch recht egal, da habe ich ihr noch die Baby-Sachen geben können. Abends musste es aber immer öfter unser Essen sein. Also hat mein Mann für uns alle gekocht. Etwas weniger gewürzt (wir können ja nachsalzen, was ich allerdings erstaunlich selten mache, ich mag mildes Essen ohnehin mehr) aber ansonsten einfach genauso, wie er auch für uns kocht. Meine Tochter liebt es und kann ganz schönen Portionen verdrücken. Sie ist von den berühmten Gläschengrößen (mit 200g pro Mahlzeit) zwar noch immer ziemlich weit weg, aber es wird immer besser. Und ich vertraue ihr, sie weiß schon, wie viel sie essen muss. Schließlich wächst sie ja auch gut.
Nicht nur wächst sie gut, sie entwickelt sich auch immer mehr zu einer kleinen Persönlichkeit, die sich nicht mehr so einfach alles gefallen lässt. Immer öfter kommen jetzt kleine Trotzanfälle durch, wenn sie etwas haben oder machen will. Besonders schlimm kann es werden, wenn man ihr etwas wegnimmt (zum Beispiel Teebeutel, weil die nun mal keine Spielzeuge sind). Als sie einmal 15 Minuten lang durch gebrüllt hatte, nachdem ich ihr einen Kugelschreiber weggenommen hatte, habe ich angefangen darüber nach zu denken wie ich ihr das erleichtern könnte. Mir ist klar, dass das dazu gehört, aber ich hatte wirklich etwas das Gefühl, dass sie nicht so genau wusste, wie sie sich wieder beruhigen sollte. So als könnte sie nicht aufhören zu weinen, weil sie nicht wusste wie. Ich habe mal gelesen, dass Kinder erst Strategien entwickeln müssen, um sich selbst zu beruhigen. Genau das dachte ich mir dabei. Aber mir sind leider auch keine guten Dinge eingefallen, um sie ihr anzubieten. Ich habe sie getröstet und ihr immer wieder gesagt, dass ich sie verstehen kann, aber der Kugelschreiber halt kein Spielzeug ist. Ob das wirklich hilft weiß ich nicht. Ich glaube halt, dass es einfacher ist, wenn ich ihr versuche zu erklären warum sie etwas nicht haben darf, oder machen soll, als nur „Nein“ zu sagen.
br/>Zuletzt noch eine schöne Geschichte. Nachdem wir sie leider lange Zeit nicht sehen konnte, haben wir uns mal wieder mit meiner besten Freundin getroffen (ihr erinnert euch, wir waren auf der Modenschau von ihr im Herbst, vor all den Lockdowns…). Neben dem Nähen ist sie auch eine große Gestalterin, baut Requisiten für Aufführungen und macht Schmuck selbst. Zum Geburtstag meiner Tochter hat sie ein Mobile mit unserem Sonnensystem gebaut. Die Sonne in der Mitte kann sogar leuchten. Drum herum „kreisen“ die Planenten (mit Pluto, weil er nett aussieht.) Sie hat sogar den Mond und ein paar Monde des Jupiters eingebaut. Meine Tochter war sofort total fasziniert. Wir haben es über ihr Bett gehängt. Wenn ich sie ins Bett bringe, schaue ich nun auch selbst gerne den Planeten zu. Sie drehen sich von jedem Windhauch ein bisschen, so dass es immer leicht in Bewegung ist. Wir haben ein Einschlafbuch, in dem es heiß: Schlaf, schlaf, es ist an der Zeit. Mond und Sterne sind auch schon bereit.“ Auch wenn es nur ein Stern und mehrere Monde und Planeten sind, durch das Mobile stimmt die Zeile für mich jetzt auch wenn ich sie Am Nachmittag hinlege.
Fazit zum 14. Monat: der eigene Wille wird immer stärker. Wir als Eltern müssen da nur die Neven behalten. Wir wollen unsere Kinder ja alle zu selbständigen Menschen erziehen, und da gehört es auch dazu zu entdecken, wenn man etwas haben will. Aber eben auch, wenn man es nicht haben kann. Zum Glück sind es noch nur Teebeutel und Kugelschreiber, wenn es dann zu Autos und Ponys kommt, wird das ganze wohl etwas komplizierter werden.