
Mehr oder weniger vom ersten Moment an lauern Gefahren für so ein Baby, nahezu überall wo man hinschaut. Am Anfang sind es eher Dinge wie zu heiß oder zu kalt, später dann herunterfallen oder verschlucken. Irgendwie ist man gefühlt nur damit beschäftigt das Kind daran zu hindern sich selbst zu verletzen. Manchem kann man aber vorbeugen, und genau um diese Dinge soll es jetzt gehen.
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Meine Tochter ist im Frühjahr geboren und es war relativ kalt. Ich habe sie daher am Anfang, wenn sie nicht eh auf einem von uns drauf lag, auf einer Decke auf der Couch liegen gehabt. Das war an sich auch gar klein Problem, weil bewegen konnte sie sich zu der Zeit eh noch nicht wirklich. Ich habe nur immer sehr penibel darauf geachtet, dass nur ja nichts auf sie drauffallen kann. Also keine Polster, Decken, Spielsachen usw. Besonders Decken waren für mich am Anfang der reinste Horror. Sie auf eine Decke zu legen ging ja noch, aber sie damit zuzudecken überhaupt nicht. Ich hatte sehr große Angst vor dem plötzlichen Kindstod. Außerdem kenne ich leider jemanden dessen Baby an einer Decke, mit der es zugedeckt war, erstickt ist. Meine Tochter hat daher unter tags einfach ohne Decke geschlafen. Das ging eigentlich ohne Probleme, da sie meist so an uns dran war, das wir immer gemerkt hätten, wenn ihr zu kalt geworden wäre. Nachts hat sie bis heute eine Schlafsack. Lange hatte sie auch keine Stofftiere im Bett. Ich habe immer alles aus ihrer unmittelbaren Umgebung weggeräumt, damit nur ja nichts ungut liegen kann. Dinge wie Nester, Stofftiere, Stillkissen usw. haben im Babybettchen nichts verloren. Wir hatten auch keinen Himmel über ihrem Bett, nur ein Tuch auf einer Seite damit das Licht nicht so rein scheint. Alles damit sie sicher immer genug Luft bekommt.
Als sie etwas älter wurde begannen dann die Überlegungen wo sie unabsichtlich herunterfallen konnte. Meine Tochter hat mit vier Monaten gelernt sich auf den Bauch zu drehen. Vorher habe ich sie nur selten manuell auf den Bauch gedreht, weil ich Angst hatte, dass sie dann so einschläft und womöglich erstickt. Am Bauch hat sie nur auf einem von uns geschlafen, besonders gerne auf meinem Mann. Noch bevor sie sich umdrehen konnte hatte sie heraußen, wie man sich wie ein Uhrzeiger herumdreht. Damit ist sie auch schon recht weit gekommen und wir mussten ihre Umgebung sichern. Wir haben eine Eckcouch, so dass ich sie in die Ecke legen konnte. Dort hatte sie lange Zeit genug Platz. Zumindest wenn ich sie immer wieder etwas in die Ecke zurück gelegt habe.
Wirklich gefährlich wurde es erst mit der Bauchlage. Man unterschätzt wie viel Platz diese Winzlinge beim Umdrehen brauchen. Natürlich ist sie mir in der Anfangszeit einmal von der Couch gefallen. Zum Glück mit den Füßen voran und es ist ihr nichts passiert. Wir haben dann einen Kunststoffboden (diese bunten Böden mit Zahlen und Buchstaben drauf) ausgelegt, damit sie im Fall der Fälle etwas abgefedert wird. Wobei sie mir ab dann nicht mehr herunter gefallen ist. Sie ist dann auch immer öfter einfach auf diesem Boden gelegen. Es war mehr Platz und herunterfallen geht ja am Boden nicht.
Noch lange bevor sie Krabbeln konnte, hat meine Tochter durch Bauchlage und Uhrzeiger-drehen es geschafft erstaunliche Strecken zu überwinden. Und alles was in ihrer Reichweite war, wurde auch eingehend untersucht. Leider waren das auch ungute Dinge , wie Wäscheständer oder Stromkabel. Also haben wir einen Laufstall aufgestellt. Also eigentlich haben wir die Couch eingezäunt. Das ging sich gut aus, wir konnten trotz schmalem Wohnzimmers noch vorbeigehen und drinnen war für Spielen und Krabbeln üben genug Platz. Wir haben sozusagen die Wohnung vor dem Kind geschützt, und nicht umgekehrt.
Das geht natürlich nicht auf die Dauer. Als sie krabbeln konnte hatte der Zaun schnell ausgedient. Damit fingen die Gefahren erst wirklich an. Das Erste, was ich verschlossen habe, waren alle Steckdosen in ihrer Höhe. Viele davon wären gar nicht nötig gewesen, aber ich wusste nicht welche sie interessant finden würde. Das zweite war dann ein Kasten in der Küche, in dem wir die Küchenmaschinen lagern. Ich wollte nicht, dass sie sich mit dem schweren Ding mal verletzt. Dadurch sind dann gleich auch Dinge wie Reiben, Spieße oder das Nudelholz da rein gewandert. Lieber alles gefährliche an einem Ort und der verschlossen, als viele Orte und ich muss dann alles absperren. Ich wollte so wenig wie möglich verschließen müssen. Den Mistkübel (Mülleimer für alle die den Begriff nicht kennen) haben wir auch versperrt. Da unten stehen auch die Putzsachen und Geschirrspültabs, also wieder möglichst viel auf einmal gesichert.
Wir haben eine zwei Zimmer Wohnung wo Küche-Wohn- und Essbereich in einem Raum sind. Daher konnten wir nicht einfach die Türe zumachen. Bei Bad und Schlafzimmer hatte ich lange einfach die Türen geschlossen. Aber alles Andere, einschließlich Vorzimmer ist bei uns einfach nicht zum Abtrennen. Und da ich nicht selbst auch ständig irgendwelche Riegel aufmachen wollte (zumal mein Mann und ich sehr gut darin sind die Kindersicherungen kaputt zu machen) wurde alles, was nicht kindgerecht ist, immer höher hinauf gestellt.
Solange die Kleine nur gekrabbelt ist war das absolut ausreichend. Nur leider hatte sie es mit Stehen und Gehen etwas eilig. Und wir mussten ziemlich schnell in immer höhere Lagen ausweichen. Irgendwann ist uns dann naturgemäß auch der Platz ausgegangen. Dann half dann nur noch auslagern. Was nicht gebraucht wurde, musste dann weg. So gesehen hat meine Tochter mir auch beim Ausmisten geholfen, wenn auch von keiner Seite ganz freiwillig. Kaum konnte sie stehen, wurde es richtig kompliziert. Meine Tochter hat eine große Leidenschaft für Wäsche aller Art. Nur leider nimmt sie sie lieber herunter, als sie aufzuhängen und das leider in jedem Zustand. Mehr als einmal ist ihr dabei der ganze Wäscheständer umgefallen und auch auf sie drauf. Passiert ist ihr dabei zum Glück nie etwas, auch wenn ich manchmal das Gefühl habe, sie hatte da mehr Glück als Verstand. Eine Zeit lang stand der Wäscheständer dann immer im verschlossenen Schlafzimmer. Irgendwann hat sie dann aufgehört so fest an den Dingen zu ziehen, dass sie ihn umwirft.
Einen ordentlichen Schreckmoment hatte ich, als sie einmal meine Ohrringe herunter geworfen hat, und ich nicht wusste ob einer davon in ihrem Magen gelandet ist (jop, ist er). Auch da hatten wir mehr Glück als mir lieb ist, ich hoffe ich habe nicht schon alles Glück beim ersten Kind aufgebraucht. Vielleicht füllt sich der Tank ja wieder auf.
Mittlerweile verstehe ich, warum auf vielen Dingen „außer Reichweite von Kindern aufbewahren“ drauf steht. Leider gibt es aber Momente, da muss ich mein Kind einer gewissen Gefahr aussetzen. Bei uns ist das der Wickeltisch. In einer Box lagere ich dort auch alle Dinge wie Nagelschere, Medikamente usw. die wir für die Kleine haben. Diese Box hat einen Deckel und ist immer verschossen. Natürlich hat sie mittlerweile gelernt sie aufzumachen. Ich mache sie also gefühlt fünfzig mal bei jedem mal Wickeln wieder zu. Bisher ist noch nichts im Kind verschwunden. Dafür ist sie mir schon einmal herunter gefallen. Das wäre vermeidbar gewesenen. Ich hatte sie hingesetzt um ihr die Jacke anzuziehen und musste mich dann noch einmal umdrehen, um die Jacke auch aufzuheben. So schnell habe ich gar nicht schauen können, lag sie auch schon unten. Unser Wickeltisch steht im Bad und direkt daneben steht ein Handtuchhalter, dann ist de Dusche. Sie hat sich also über den Handtuchständer auf die Duschwand drauf gekugelt. Dadurch wurde der Fall gebremst und sie hat sich nur ein kleines Cut über dem Auge geschlagen. Es war mir allerdings eine leere. Seither liegt sie immer an der Wandseite des Tisches und wenn ich mich auch nur Bücken muss habe ich immer eine Hand an ihrem Fuß. Wickeltische sind echt nichts für schwache Nerven.
Die nächste große Falle bei uns ist der Schrankraum. Das hat zwei Gründe: erstens ist er vollgestopft mit allem was nur geht, vom Gewand über Staubsauger bis zu Nähmaschine. Und natürlich ist er viel zu kein und alles liegt und steht herum. Und zweitens hat er, wieder einmal, keine Türe. Wir haben einen Vorhang montiert, der sie zumindest etwas davon abhält, immer hinein zu verschwinden. Aber natürlich ist sie immer wieder mal trotzdem drinnen. Meist räumt sie nur mein Gewand aus oder lässt ihre Spielsachen drinnen liegen und ich suche sie dann die nächsten Tage. Ich bin schon sehr froh, dass wir bald umziehen und die neue Wohnung eine Türe beim Abstellraum hat. Außerdem haben wir dann einen normalen Kleiderkasten, was es auch einfacher macht. Nicht alles an einem Ort zu lagern hilft beim Ordnunghalten ungemein.
Die letzte Große Gefahrenquelle ist unser Balkon. Wir wohnen im ersten Stock und haben einen 7m² Balkon. Das ist sehr schön und ich würde es ohne nicht aushalten. Aber es ist leider auch sehr gefährlich. Wir haben nur ein Geländer mit Metallstäben. Gerade am Anfang war ich mir nicht sicher, ob sie da nicht durchaus durchgepasst hätte. Außerdem stehen natürlich auch Blumentöpfe herum, unsere Balkonmöbel sind Klappstühle (also auch nicht Kindersicher) und sie ist mehr als einmal mit den Zehen zwischen den Holzbrettern des Bodenbelags hängen geblieben. Alleine darf sie nur raus wenn ich sie sehen kann. Spielsachen nehmen wir mittlerweile gar nicht mehr mit hinaus, da sie bereits mehrere Dinge runter geworfen, oder zwischen den Holzlatten versenkt hat. Die neue Wohnung hat dann Betonboden und durchgehende Glaswände am Balkon, und viel mehr Türen. Das wird ein Hit ;).
So viel zu all den große und kleinen Gefahren im Haushalt. Ich bin nach wie vor der Meinung, man sollte Kindern so gut es geht eine Umgebung schaffen, in der sie sich einfach alles anschauen können. Davon ihr alles zu verbieten halte ich nichts. Natürlich muss ich schauen, dass sie sich nicht mit etwas verletzen kann. Aber ob sie nun ein paar Töpfe, Bücher oder Kleidungstücke heraus räumt macht mir zwar Arbeit, dafür habe ich ein glückliches Kind, das sich mit allem Beschäftigen kann und immer wieder neues entdeckt, selbst in der eigenen Wohnung.