
Wochenbett ist die Verbindung zwischen Bett und Woche, also Ort und Zeit. Leider ist weder das eine noch das andere so einfach, wenn man schon ein großes Kind zu hause hat. Was ich bei der Großen noch gut eingehalten habe, war beim Kleinen schon ein frommer Wunsch. Und am Ende hab ich sogar meine eigenen Regeln etwas gebogen. Es muss halt für die Familie passen, auch wenn man es anders geplant hat.
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Mit einem Tag Verspätung hat mein Mann uns aus dem Krankenhaus geholt. Er hat die Große mitgebracht, die ihren kleinen Bruder zunächst übersehen hat. Allerdings hat mein Mann mir erzählt, sie hätte auf der Hinfahrt die ganze Zeit: „Mama abholen, Baby abholen“ gesagt.
Schon bei der Großen habe ich eher eine Wochencouch aus dem Wochenbett gemacht, weil ich im Bett liegen dann doch echt langweilig finde. Und auch umständlich, da weit weg von allem. Mein Mann hatte wieder drei Wochen Urlaub. Dadurch konnte ich mich zumindest so weit erholen, das ich nicht für alles Aufstehen musste, nicht kochen oder putzen musste und auch nicht aus dem Haus musste.
Unsere große Tochter hat den Sinn hinter einem Wochenbett natürlich nicht verstanden. Sie hat nur gemerkt, dass alle zu Hause sind und es da jetzt ein Baby gibt, das schreit, an der Mama hängt und Aufmerksamkeit bekommt. Sie war allerdings echt vorbildlich und total begeistert von ihrem kleinen Bruder. Zuerst hat sich nur geschaut, erst langsam hat sie sich geraut ihn auch anzufassen. Und das erste Mal mit Hilfe gehalten hat sie ihn erst, als er schon ein paar Wochen alt war, vorher war ihr das wohl zu unheimlich. Das einzige, was etwas mühsam war, war, dass sie immer genau dann etwas wollte, wenn ich gerade gestillt habe.
Mein Sohn hatte gewisse Probleme beim Stillen. Er hat eine Weile gebraucht bis er den Dreh mit Atmen und Trinken heraußen hatte und hat daher sehr oft abgesetzt zum Luftholen. Das ist natürlich schlecht für den Milchfluss, was ihn zusehends frustriert hat, weil es nicht so geklappt hat wie er wollte. Und es hat auch mich frustriert, weil das ganze mit viel Geschrei verbunden war.
Mehr als einmal habe ich darüber nach gedacht zur Stillberatung zu gehen. Da er aber immer wenn ich kurz davor war jemanden an zu rufen, wieder für ein paar Mahlzeiten besser getrunken hat, habe ich es am Ende nicht gemacht. Es hat mich aber viele Nerven gekostet.
Schlafen ist am Anfang so eine Sache. Zum Glück schlafen Neugeborene ja relativ viel. Wenn man selbst zu den Menschen gehört die auch tagsüber schlafen könne, dann ist das kein Problem. Ich gehöre nicht dazu. Mitschlafen ging nicht, zumal die Große ja auch noch da war und bespaßt werden wollte. Also musste der kleine schnell lernen, was Tag und Nacht heißt… Was soll ich sagen, es ging ganz gut.
Wie schon beim ersten Mal habe ich die drei Wochen, in denen mein Mann da war zur besucherfreien Zeit erklärt. Ich wollte, das wir Ruhe haben und uns aneinander gewöhnen konnten, ohne durch Besuche im Stress zu sein. Ganz durchgehalten haben wir es beim Kleine nicht. Schon alleine weil die Große natürlich Beschäftigung brauchte. Wir haben es aber auf ein Minimum reduziert.
Einmal waren wir mit den Schwiegereltern spazieren und dann noch auf eine Kaffee, einmal war meine Mutter da. Und zwei mal kamen Freunde vorbei. In beiden Fällen sind das Freunde die weiter weg wohnen und mit denen wir uns treffen, wenn sie ihre Eltern im Dorf besuchen kommen. Da das nicht so oft vorkommt muss man die Gelegenheiten nutzen. Da habe ich dann auch meine „Keine-Besuche“ Regel über Bord geworfen. Schließlich wollte ich die auch alle mal wieder sehen.
Alles in allem war da zweite Wochenbett erheblich anstrengender, obwohl ich mich selbst fitter fühlte. Ich hatte kaum Schmerzen und war auch sehr schnell wieder gut zu Fuß. Das war aber auch ein bisschen das Problem, denn mehr als einmal hätte es mir wohl besser getan, weniger zu machen.
Trotzdem war die Zeit zu viert zu Hause wirklich schön. Es war ein echter Neuanfang für uns alle. Viel zu schnell hatte uns der Alltag wieder, doch das ist eine andere Geschichte.